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Eingesperrt und ausgegrenzt. Armut, Ausbeutung und Rassismus – eine andere Geschichte der Medizin
Author photo: Bonhomme, Edna

Edna Bonhomme, 1985 in Miami, Florida/USA geboren, ist Wissenschaftshistorikerin. Sie wurde an der Princeton University promoviert. Von 2017 bis 2020 war sie am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin tätig, 2021 war sie Fellow am Zentrum für Globalgeschichte der Universität München. Sie lebt in Berlin und ist auch als bildende Künstlerin tätig. Foto: Carleen Coulter

Krank und unterdrückt

Die haitianisch-US-amerikanische Wissenschaftshistorikerin Edna Bonhomme analysiert an Hand von sechs Seuchen Armut, Diskriminierung und Rassismus in der Medizingeschichte.

Wie wird wer behandelt, gut oder schlecht, gar nicht oder als Vorzugspatient, wenn jemand krank wird? Wo geschieht dies? Und weshalb und warum? Dies sind Fragestellungen, mit denen sich die traditionelle Geschichte der Medizin selten bis gar nicht auseinandersetzt. Denn diese Komplexe beleuchten verschattete Areale: Armut, Ausbeutung, Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus, Kolonialismus. Epidemien, Krankheiten und Seuchen kommen zufällig in die Welt. Doch ihre Folgen wurden und werden durch menschliches Handeln respektive durch Unterlassen teils massiv verstärkt. In »Eingesperrt und ausgegrenzt« beugt sich die haitianisch-US-amerikanische Wissenschaftshistorikerin Edna Bonhomme – worauf der US-amerikanische Buchtitel »A History of The World in Six Diseases« überdeutlich hinwies – über sechs Krankheiten: Cholera, Schlafkrankheit, Grippe, AIDA, Ebola und Covid-19. Unterschiedliche Abschnitte der letzten 200 Jahre Weltgeschichte untersucht sie: So arbeitet sie den menschenverachtenden Rassismus heraus, mit denen Sklaven auf Plantagen in den Südstaaten der USA in den 1840er und 1850er Jahren behandelt wurden. Dabei geriet Medizin zum akademisch legitimierten Steigbügelhalter inhumaner Unterdrückung. Besonders interessant zu lesen ist das Kapitel, in dem sie sich mit dem deutschen Virologen Robert Koch und seinen Experimenten an Menschen in Ostafrika Ende des 19. Jahrhunderts auseinandersetzt – ein rassistisches Erbe, das bis heute erfolgreich verdrängt worden ist; die zentrale Leitforschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet von Krankheitsüberwachung und -prävention, das vor allem zu Covid-Zeiten prominent aufschien, trägt noch immer seinen Namen. Bonhomme, dunkelhäutig und einer migrantischen Arbeiterfamilie entstammend und so selber auf eine multiple medizinische Diskriminierungsgeschichte zurückblickend, unternimmt eine instruktive, erhellende, teils erschreckende und lehrreiche Reise durch die dunklen Seiten der Medizingeschichte und medizinischer Behandlungen.
Bonhomme, Edna
Propyläen
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