Es war einmal das Huhn. Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch und Huhn
Astrid Drapela ist studierte Biologin, Expertin für tiergestützte Therapie, Lehrerin und begleitet wissenschaftlich ein Schulhühnerprojekt. Sie lebt in Kritzendorf/Niederösterreich mit ihrer Familie und 40 Hühnern. 2023 erschien ihr erstes Buch »Ich wollt ich hätt ein Huhn«. Foto: Martin Wacht
Alle Hühner, schon da
Die Biologin Astrid Drapela nimmt mit auf eine Forschungsreise durch die mehrere Jahrtausende alte Geschichte von Menschen und Hühnern, erzählt von Forschungen und Kulten, von Mythologie und Hochleistungszüchtungen.
»Das Huhn ist das häufigste Landlebewesen auf der Erde, das eine Wirbelsäule und ein knöchernes Skelett besitzt.« Aktuelle Schätzungen belaufen sich auf ein imposantes globales Vorkommen: Mindestens 34 Milliarden Hühner sollen aktuell auf der Erde leben, Tendenz steigend – vier Mal mehr als Menschen. Mit diesen erstaunlichen Angaben eröffnet die Biologin Astrid Drapela ihre, so der Untertitel, »Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch und Huhn«.
Seit knapp vier Jahrtausenden begleitet das Huhn die Menschheit. Es hat mit Ausnahme des Südpols alle Kontinente erobert, in nahezu allen Kulturen wird es als Nutztier gehalten und verzehrt. In dreizehn Kapiteln legt die Biologin gut lesbar dar, wie sich die Hühnerursprungsforschung im Lauf der Zeit gewandelt hat, wie es sich mit der Molekularen Archäozoologie verhält, wie unterschiedlich die Griechen und Römer im Altertum in Mythologie und Kultus mit Hühnern und Hähnen umgingen – für die einen waren sie Gegenstände der Verehrung (ein fernes Echo davon findet sich bis heute im »Coq Gaulois«, dem gallischen Hahn, der ikonischen Darstellung Frankreichs), für die Römer reine Nutztiere –, welche besondere Rolle Hühner bei den Awaren spielten, wie sich durch die Jahrhunderte erst die Domestizierung – ursprünglich war das Huhn ein scheuer Wildvogel –, dann die Geflügelzucht in immer größerem Maßstab durchzusetzen begann bis zur heutigen Stufe von Hybridhühnern, die bis zu 300 Eier pro Jahr legen.
Bevor sich Drapela im Ausklang mit dem Thema Tierwohl auseinandersetzt, schildert sie die immense Varietät an Rassen und Unterrassen, aber auch welche Rolle das Huhn in der Volksmedizin spielte und in der Volkskultur. Diffamierende Zuschreibungen nahmen oft das Huhn als vorurteilsbehaftetes Objekt auf. So war denn dann die Rede vom blinden Huhn, das auch einmal ein Korn findet, oder von dummen Hühnern. Nach der Lektüre dieses Buches erweist sich das Gegenteil als richtig: Hühner sind überaus lernfähig, somit trainierbar, sie sind sozial hochintelligent, eigensinnig und neugierig.
Drapela, Astrid
Goldegg