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Klasse. Die Entstehung von Oben und Unten
Author photo: Sauer, Hanno

Der Deutsche Hanno Sauer, Jahrgang 1983, studierte Philosophie in Marburg und Frankfurt/Main. Seit 2022 ist er außerordentlicher Professor für Ethik an der Universität Utrecht in den Niederlanden. Für sein Buch »Moral. Die Erfindung von Gut und Böse« wurde er für den Deutschen Sachbuchpreis 2023 und den Tractatus-Preis nominiert. Foto: Elisa Prodöhl

Oben. Unten. Ich.

Der deutsche Philosoph Hanno Sauer über Status, Statussymbole, gesellschaftliche Positionierung und Distinktionsmaßnahmen, Prestige, Macht und Ressourcen, symbolisches, kulturelles und moralisches Kapital

Menschen kämpfen permanent um ihren sozialen Status. Ob sie dies nun wollen oder ob sie es nicht wollen. Klassen seien, so die Argumentationskette des deutschen Philosophen Hanno Sauer, der an der Universität von Utrecht/Niederlande Ethik lehrt, nicht aufzulösen. Die einzige, dem Individuum zustehende Entscheidung laute vielmehr: Wie um Status kämpfen? Elementar dabei ist die familiäre Prägung. Sie ist nicht nur für die Position in der gesellschaftlichen Hierarchie von wesentlicher Bedeutung, auch für die eigene Haltung dazu. Denn Klassenkampf ist Sauer zufolge ein Wettbewerb um Status und Statussymbole. Klasse, das ist sozial konstruierte Knappheit. Sauer: »Durch diese Knappheit entsteht eine Rangfolge – ein Oben und Unten. Die Position einer Person auf dieser Rangfolge entscheidet darüber, wie viel Prestige, Macht und Ressourcen sie erhält; sie wird durch den Besitz von verschiedenen Formen ökonomischen, kulturellen, symbolischen, sozialen, ästhetischen oder moralischen Kapitals bestimmt.« In sieben Kapiteln, die jeweils um ein Wort mit -G- kreisen – Gesellschaft, Geschmack, Gewissen, Geld, Gerechtigkeit, Gemeinschaft, Genug – betrachtet der Philosoph die Klassenhierarchien aus verschiedenen Perspektiven. Im Eingangskapitel fasst er sie zusammen: »Die bedeutendsten Klassentheoretiker der Moderne sind der deutsche Philosoph Karl Marx, der US-amerikanische Ökonom Thorstein Veblen und der französische Soziologe Pierre Bourdieu. Diese drei Klassiker – und viele weitere – werden in diesem Buch im Licht der besten empirischen Studien und aktuellen Daten neu gelesen und bewertet.« Er legt keine nüchterne Analyse der Geschichte der Klassenkämpfe vor, vielmehr ein Panorama moderner westlicher Gesellschaften. Sauer: »Zugespitzt könnte man sagen, dass für viele Menschen – … – ein sinn- und wertvolles Leben an die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Klasse gebunden ist, deren Existenz gleichzeitig von strukturellen Bedingungen sozialer und ökonomischer und sogar globaler Ungleichheit abhängt, die wir insgesamt für moralisch beklagenswert halten.«
Sauer, Hanno
Piper
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