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Moskaus westliche Rivalen. Eine europäische Geschichte vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer
Author photo: Schmitt, Oliver Jens

Oliver Jens Schmitt, 1973 in Basel/Schweiz geboren, studierte Byzantinistik, Neogräzistik und Osteuropäische Geschichte in Basel, Wien, Berlin und München und ist seit 2005 Professor für die Geschichte Südosteuropas an der Universität Wien. Von 2017 bis 2022 amtierte er als Präsident der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Foto: Heribert Corn, Wien

Russlands Nachbarn

Der in Wien lehrende Schweizer Osteuropahistoriker Oliver Jens Schmitt über Russlands westliche Anrainerstaaten und die Vorgeschichte und die Aktualität russischen Imperialismus und Vormachtstrebens

Länder ohne Nachbarn können naturgemäß geografisch nur Inseln sein. Diese entschlagen sich in der Regel jedoch mitnichten geopolitischer Interessen. Im Gegenteil, diese Interessen erstrecken sich regional fächerförmig. Umso stärker ist dies Bestreben, hat ein Land zahlreiche Anrainer. Für Russland, den flächenmäßig größten Staat der Erde, ist dies unübersehbar. Der in Wien lehrende, aus der Schweizer Bürgerstadt Basel stammende Oliver Jens Schmitt nimmt einen ungewöhnlichen Beleuchtungsblickwinkel der Beziehungen des Riesenreichs ein. Er wählt nicht eine Ost-West-Perspektive, etwa von Berlin nach Moskau, vielmehr beschreibt er ost- und mittelosteuropäische Geschichte entlang der Nord-Süd-Achse, vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer, vom russischen Murmansk und Turku in Finnland bis Odessa und der kleinen Republik Moldau. Schmitt, der erhellende Bücher über Albanien, über Südosteuropa im späten Mittelalter wie über den Balkan im 20. Jahrhundert publizierte, zeichnet eindringlich, vielsträngig und gelehrt nach, dass und wie Ereignisse, Prozesse und Entwicklungen der Gegenwart in diesem »Nord-Süd-Korridor« bis heute von historischen Konstellationen entscheidend geprägt sind, nicht nur latent, sondern ganz offen, teils in propagandistischen Falschmeldungen und agitatorischen Beeinflussungsmechanismen unverstellt brachial. Er entfaltet ein mehrere Jahrhunderte überspannendes Panorama, das vom 15. und 16. Jahrhundert und Russlands ersten Angriffskriegen gegen Schweden und Livland, weitgehend deckungsgleich heute mit Lettland und Estland, bis in die Gegenwart reicht. Deutlich zu Tage treten dabei immer wiederkehrende Grundmuster der aufeinander folgenden Imperien der Zaren, der Sowjets und des aktuellen Machthabers Putin. Imperiale Überzeugungen und Ansprüche zeichnet Schmitt überzeugend nach. Die westlichen Nachbarländer haben, so Schmitts Fazit, langfristig überleben können, wenn sie zur Selbstverteidigung gewillt gewesen und zu diesem Zweck Allianzen eingegangen sind.
Schmitt, Oliver Jens
Klett-Cotta
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