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Niemandsland zwischen Krieg und Frieden. Österreich im Jahr 1945
Author photo: Bauer, Kurt

Kurt Bauer, 1961 in St. Peter am Kammersberg/Steiermark geboren, war lange als Producer und Verlagslektor tätig, studierte nebenberuflich Geschichte in Wien. Er ist seit 2007 freier Historiker und seit 2019 Mitarbeiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung, Graz. Foto: Morteza Heidari

Das Jahr Null

Kurt Bauer rekonstruiert in vielen Stimmen die Lage in Österreich im Jahr 1945, zwischen Nicht-mehr-ganz-Krieg und Noch-nicht-ganz-Frieden, zwischen Hunger, Verzweiflung und Verwüstung

Wie enden Kriege? Was richten sie mit dem einzelnen Menschen an? Was mit einer Bevölkerung als Ganzes? Mittels 25 Protagonist/innen, darunter bekannte wie die Dichterin Ingeborg Bachmann aus Klagenfurt und namhafte wie der TV-Journalist Georg Stefan Troller, der 1938 aus Österreich fliehen konnte und im Sommer 1945 als Soldat der US Army zurückkehrte, entwirft Kurt Bauer eine Chronik des Jahres 1945, der Zeit zwischen den allerletzten Monaten des Zweiten Weltkriegs und dessen Ende, das überall chaotisch verlief, und jenen, die darauf folgten. Er präsentiert alltägliche Geschichte von alltäglichen Menschen in einer alles andere denn alltäglichen Phase. Zu ihnen gehören Soldaten, Heimatvertriebene und Heimkehrer aus Kriegsgefangenenlagern, Bäuerinnen und Familienväter, Junge und Alte, KZ-Häftlinge und Nazis, die eisern bis zum Untergang ihrem »Führer« die Treue hielten. »Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen«, darauf schwor Reichsführer Heinrich Himmler noch Ende März 1945 in Wien Offiziere der Waffen-SS ein. Deutlich werden die vielfältigen Ambivalenzen der Menschen: So saß etwa im Osten Österreichs die panische Angst vor der immer rascher sich nähernden Roten Armee sehr tief, weil ebendiese Furcht in den Jahren zuvor von den Nationalsozialisten agitatorisch systematisch angefacht worden war. Im Westen hingegen rechneten die Menschen mit der Besetzung durch die Armeen der westlichen Alliierten. In der Schlacht um Wien Anfang April starben rund 40.000 Menschen. Am 13. April war Wien offiziell befreit. Genau vierzehn Tage später wurde die Republik Österreich neu gegründet. Da wurde an anderen Orten noch hartnäckig gekämpft, jüdische Häftlinge im KZ Mauthausen ermordet. Französische Truppen erreichten Vorarlberg, die Briten am 7. Mai Kärnten, einen Tag später kapitulierte die Wehrmacht. Zerstörung, Hunger, Überleben von Tag zu Tag, kein Strom, kein Gas, Requirierungen und Willkürakte, all das ersteht hier lebendig und prägnant auf als Kaleidoskop unterschiedlichster Perspektiven.
Bauer, Kurt
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