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Sisyphos im Maschinenraum. Eine Geschichte von Mensch und Technologie
Author photo: Heßler, Martina

Martina Heßler, geboren 1968, wurde an der TU Darmstadt promoviert, forschte danach in Bielefeld und Aachen. Kultur- und Technikgeschichte lehrte sie an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg und seit 2019 an der TU Darmstadt. Foto: privat

Technik ist kein Heil

Die deutsche Technikhistorikerin Martina Heßler, Ordinaria an der TH Darmstadt, über das Verhältnis von Menschen und Maschine, über Fehler, Fortschritte und falsche Heilsversprechen

Der Mensch – unvollkommen, fehlbar, auch oft fehlerhaft und manchmal nicht wirklich lernfähig. Maschinen dagegen: stetig besser werdend und permanent verbessert, immer leistungsfähiger, schließlich perfekt. Aber stimmt dies auch? Oder ist dies ein Konstruktion von Zuschreibungen, Wünschen und Projektionen? Martina Heßler, Professorin für Technikgeschichte an der Technischen Universität Darmstadt und einst über die Waschmaschine promoviert, schildert Technikhistorie als »Geschichte der modernen Ideen einer guten, einer besseren Gesellschaft«. Um das Verhältnis des Menschen zur zeitgenössischen Technik prägnant in einem Bild zu fassen, schlägt sie die »Doppelfigur« vor. Das genuin den Menschen Auszeichnende ergibt sich aus der Kontrast-Differenz zur Maschine. In vier Kapiteln ist das Buch unterteilt. In der Auftaktsektion wird der »im Vergleich zur Technik fehlerhafte Mensch« dargestellt. Dabei nimmt Heßler Bezug auf Überlegungen des Philosophen Günther Anders (1902–1992), der ab 1950 in Wien ansässig war und schon damals über einen »Technik genannten Weltzustand« nachdachte. Damit rubrizierte er die erste Dekade nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als eine Ära, in der Technik bereits mehr war als lediglich ein Mittel zu einem vom Menschen definierten Zweck. Die »Obsessionen der mechanischen Moderne« seit dem frühen 19. Jahrhundert stehen im Zentrum des zweiten Kapitels. Das dritte, das dem Buch den Titel gab, widmet sich den »Tücken des fehlerhaften Menschen im 20. Jahrhundert«. Technologischer Fortschritt ist per se als Neuerung gelobt und gepriesen worden. Dabei hat sich allerdings ergeben, dass mit immer komplexeren Maschinen auch immer kompliziertere und mühsamer zu behebende Fehler auftraten. Heßler, die klar und gut lesbar schreibt und elegant wie stichhaltig argumentiert, kritisiert final die tiefsitzende Überzeugung, sie nennt sie »Technikchauvinismus«, gesellschaftliche, politische oder ökologische Herausforderungen strikt via technologischer Optionen schultern zu wollen.
Heßler, Martina
C.H.Beck
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