Das Brevier der Verwandlungen. Metamorphosen im Tierreich

Der Entomologe Marco Di Domenico, geboren 1967, studierte Biologie an der Università di Sapienza in Rom. Forschungen führten ihn u. a. in die Türkei und nach Südafrika. Er leitete das Museo Civico Naturalistico dei Monti Prenestini in Capranica Prenestina bei Palestrina und schrieb mehrere Sachbücher. (Foto: privat)

Alles im Wandel

Der italienische Entomologe Marco Di Domenico schildert lebendig wie kundig die zauberhafte Welt bizarrer Verwandlungen im Tierreich: was Metamorphose ist, was sie bedeutet, welche Zusammenhänge es gibt.

»Von Gestalten zu künden, die in neue Körper verwandelt werden, treibt mich der Geist. Ihr Götter – habt ihr doch jene Verwandlungen bewirkt –, beflügelt mein Beginnen und führt meine Dichtung ununterbrochen vom allerersten Ursprung der Welt bis zu meiner Zeit!« So setzt in Michael von Albrechts Übersetzung Ovids Meisterwerk »Metamorphosen« ein, in denen sich ausdauernd wie hochpoetisch verwandelt wird. Viele Tierarten – Aale und Glühwürmchen, Libellen (und Marco Di Domenico ist ausgewiesener Libellenerforscher), Quallen und Wanderheuschrecken oder auch Zikaden – wandeln im Laufe ihres Lebens mehrmals die Gestalt. Sie häuten sich. Sie verpuppen sich. Sie ändern ihr Geschlecht. Sie erleben weitere Formen der Metamorphose, darunter auch bizarre Ausprägungen, wie das bei Parasiten der Fall ist. Metamorphosen sind nicht die Ausnahme, sie sind die Regel, erklärt der italienische Entomologe Marco Di Domenico, von dem auch 27 grazile Federzeichnungen vom Verlag in sein schön gestaltetes Brevier aufgenommen wurden. Eben diesen Befund führt er in sechs Kapiteln vor, beginnend mit wirbellosen Meerestieren und Chordatieren, worauf Fische und freilebende wirbellose Landtiere folgen, dann Parasiten und final Amphibien. Durchweg verständlich zeigt er, dass via Transformationsphasen Tiere ihre adulte, erwachsene Form aus anders gestalteten Jungtieren gewinnen. Der Schmetterling, der eine echte Metamorphose durchmacht, im Gegensatz zu unvollständiger Metamorphose bei Seescheiden und Libellen, ist, so Di Domenico, »keine Raupe, der Flügel wachsen: Beide unterscheiden sich grundlegend in Morphologie, Physiologie, Anatomie, Ökologie und Ethologie.« Er informiert sehr gründlich, teils ganz erstaunlich – nicht wenige Spezies verbringen viel längere Lebensphasen verpuppt denn in geschlüpfter, verwandelter Form; und Parasitoide entwickelten metamorphisch manipulative Methoden – wie unterhaltsam über hormonelle Ursachen der Häutung und der Verpuppung und stellt auch die besondere Arbeit vieler Larven bei der Schädlingsbekämpfung heraus. Selbst Lebenszyklen der konventionell wie habituell unterschätzten, ja gering geschätzten Mücken und Eintagsfliegen vermag Di Domenico spannend darzustellen. (Abbildung: Marco Di Domenico)

Das Brevier der Verwandlungen. Metamorphosen im Tierreich

Di Domenico, Marco
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