Von der Savanne aufs Sofa. Eine Evolutionsgeschichte der Katze

Der 1961 geborene Evolutionsbiologe und Herpetologe Jonathan B. Losos wurde 2001 Professor in St. Louis, lehrte ab 2006 an der Harvard University und kehrte 2018 an die Washington University in St. Louis zurück. Mitglied der angesehensten Wissenschaftsgesellschaften der USA, so der National Academy of Sciences. (Foto: privat

Katze müsste man sein

Der vielfach ausgezeichnete Evolutionsbiologe Jonathan B. Losos, lebenslanger Katzenliebhaber, hat ein Buch über die Samtpfoten geschrieben, über deren Biologie, Evolution und Zusammenleben.

Als Köder bot vor Jahren der US-amerikanische Evolutionsbiologe Jonathan B. Losos einen Grundkurs für Erstsemester an – über Katzen. Er war sich sicher, das Seminar würde ausgebucht sein und er könne unter der Hand den Studienanfänger/innen die progressivsten Einsichten seines Fachs vermitteln. Die Strategie ging auf ganzer Linie auf. Die Studentenschaft erfuhr nicht nur sehr viel über die felinen Weltgenossen, sondern zugleich ausgreifend Zeitgenössisches über Evolutionsbiologie wie über Biodiversität. Nun legt Losos eine umfassende Monografie über Katzen vor, Ergebnis ausgiebiger, fundierter wie faszinierender Recherche über Fellnasen. Zugleich fließen alltägliche Einsichten, Erlebnisse und Erkenntnisse ein, hat Losos doch selbst drei Katzen. Daneben hat er in den vergangenen 20 Jahren viele Forschungsreisen in diverse Länder unternommen, um dort auch Großkatzen in Augenschein zu nehmen. Er beschreibt einen Zeitraum von rund 9500 Jahren. Aus der Zeit datiert ein von Archäologen gefundenes Grab, in dem eine acht Monate alte Katze mitbeigesetzt worden war. Die Domestizierung der Katze war etwa 5500 Jahre später, in Ägypten, abgeschlossen, sie galten dort auch als Götter und Sendboten. Vorläufer der Hauskatze war die ihr erstaunlich ähnelnde afrikanische Wildkatze Felis silvestris lybica – dabei gab es die frühesten Katzen bereits vor rund 30 Millionen Jahren. Neuere Genomstudien bestätigen, dass Felis silvestris den meisten Hauskatzen bezüglich Anatomie, Physiologie und Verhalten erstaunlich ähnlich ist. 2014 erbrachte eine Studie in St. Louis, Wild- und Hauskatzen unterscheiden sich lediglich bei 13 von rund 20.000 Genen. Losos stellt grundlegende Fragen in einem Rundum-Wissens-Katzenweltpanorama: Wieso miauen Katzen eigentlich? Und tun sie es wirklich nur, weil sie Menschenlaute kopiert haben und mit ihnen erpresserisch empathisch »kommunizieren«? Viele weitere Erhellungen im Zusammenleben von Katze und Dosenöffner-Personal breitet Losos aus, aber noch mehr, welchen Katzenfreund wundert’s, offene Fragen. Losos beschreibt bezaubernd leicht, mit Charme, Verve und Anmut und oft mit Witz und Ironie, noch die komplexesten Zusammenhänge wie Fortschritte der Evolutionstheorie und der DNA-Analyse. (Abbildung: Wikimedia Commons)

Von der Savanne aufs Sofa. Eine Evolutionsgeschichte der Katze

Losos, Jonathan B.
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